Im Jahre 1984 gruben die beiden Forscher Sankar Chatterjee und Bryan Small von der Texas Tech University auf der Seymour-Insel in der Antarktis den Schädel eines Meeresreptils aus. Die vorher unbekannte Spezies bekam den Namen Morturneria seymourensis, war offensichtlich ein Plesioaurier, aber ganz anders als alle anderen Funde vorher. Nun, nach über 30 Jahren, haben Prof. Chatterjee und seine Kollegen Neue Aspekte an diesem Fossil entdeckt, die das Bild von Plesiosauriern veränderten. Plesiosaurier waren verbreitet in den Meeren der Trias, des Jura und der Kreidezeit, also über einen Zeitraum von 235 Mio. bis 66 Mio. Jahren vor heute. Auf jedem Kontinent wurden ihre Fossilien gefunden, besonders in Nordamerika, Europa und Australien. Typisch sind die vier Flipper-Flossen, der lange Hals und der flache Körper.
Normalerweise hatten Plesiosaurier sehr scharfe Zähne. Prof. Chatterjee dazu: „Die Zähne der meisten Plesiosaurier sind konisch, kräftig, scharf, robust und ideal geeignet, große Tiere aufzuspießen und zu töten. Grundsätzlich werden die Tiere einen Krill-Schwarm aufgenommen, das Wasser herausgelassen und den Krill zum Zerkauen und Verschlucken drin gelassen haben. Mit diesem Typ feiner, verschränkter Zähne werden sie keine große Fische oder Schalentiere (Ammoniten) gefangen haben, die die Lieblingsspeisen der meisten Plesiosaurier waren“.
Die wichtigste Tatsache bei dieser Neuentdeckung ist, daß Morturneria seymourensis sich per Filtrationsmethode ernährte. Dieser Ernährungsstil ist bei Meeresreptilien unbekannt, aber normal bei den heutigen Bartenwalen.
Professor Chatterjee sagt dazu:“ Die Identifikation der walähnlichen Filtermethode von Morturneria seymourensis ist ein verblüffender Fall von konvergenter Evolution zwischen Reptilien und Säugetieren. Plesiosaurier und Wale teilten viele der Zwischenschritte in der Evolution dieses Ernährungsstils, und ihre extremen Morphologien sind ähnlich, obwohl sie von verschiedenen Vorfahren abstammen. Konvergente Evolution unterstellt nicht, daß Morturneria seymourensis in irgendeiner Weise mit heutigen Walen verwandt war; es bedeutet nur, daß beide sich in gleicher Weise entwickelt haben. Sie haben einen ähnlichen Lebensstil und eine ähnliche Ernährung angenommen. Zum Beispiel können sowohl Fledermäuse als auch Vögel fliegen, aber Vögel werden heute als Dinosauriernachfahren betrachtet und Fledermäuse sind Säugetiere.
Die Arbeit ist im Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht.
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/02724634.2017.1347570