Forscher der University of Illinois in Urbana-Champaign machten eine interessante Entdeckung. Bisher galten die intensive direkte Strahlung sowie die energiegeladenen Partikel im Gefolge als die Hauptgefahren einer ungünstig gelegenen Supernova, sollten sie einmal die Erde erreichen. Letztere bräuchten für ihre lange Strecke bis zu uns meist einige hundert bis tausend Jahre.
Dass Supernovae Röntgenstrahlen produzieren, gehört ebenfalls zum wissenschaftlichen Standard.
Nun haben die Wissenschaftler um den Astronomen Ian Brunton einen weiteren Effekt entdeckt. Für ihre Analyse nutzten sie Röntgen-Daten von 31 Supernova-Ereignissen. Diese stammen vom Chandra X-ray Observatory und den „Swift“- und „NuSTAR“-Missionen der NASA sowie der europäischen Raumfahrtbehörde ESA und deren XXM-Newton-Röntgenobservatorium.
Sie fanden heraus, dass Supernova- Explosionswellen, wenn sie auf dichteres interstellares Gas treffen, Röntgenstrahlen in außergewöhnlich hohen Dosen erzeugen, die zum Teil erst viele Monate bis Jahre nach der eigentlichen Explosion z. B. bei uns ankommen und detektiert werden können. Diese Strahlung kann Jahrzehnte anhalten und in Entfernungen von bis zu 160 Lichtjahren die Gashüllen von auf dem Wege liegenden Planeten stark schädigen.
Zum Glück befinden sich unter den Himmelskörpern in diesem Abstand zur Erde keine Anwärter für ein solches Ereignis. Professor Connor O´Mahoney, ebenfalls von der University of Illinois, sieht daher zur Zeit keine Gefahr für uns.
Allerdings könnte es sein, dass unser Heimatplanet in der Vergangenheit schon mit solchen Events Bekanntschaft machte.
Es gibt dringende Hinweise auf Supernovae im Umkreis von 65 bis 500 Lichtjahren Entfernung, und zwar in der Zeit von vor 8 bis 2 Mio. Jahren.
Nach Aussage der Astronomen liegt die Erde in der „Lokalen Blase“ mit einem Durchmesser von etwa 1000 Lichtjahren. Diese Blase expandiert immer noch und besteht aus heißem Gas niedriger Dichte, mit einem Mantel aus kaltem, dichterem Gas. Sterne nahe der Oberfläche der Blase bewegen sich expansiv nach außen. Diese Dynamik läßt darauf schließen, dass die Blase vor ungefähr 14 Mio. Jahren durch eine Supernova in ihrem Zentrum entstand. Damals waren die für Supernovae in Frage kommenden massiven Sterne der Erde viel näher als heute. D.h., das Risiko für etwaige „Nebenwirkungen“ war ungleich höher. Bis jetzt lassen sich in der Paläontologie zwar keine Massenaussterben speziell einer Supernova zuordnen, aber doch dürften Supernovae die Biosphäre über die gesamte Erdgeschichte mit beeinflußt haben.
Professor Brian Fields, ebenfalls von der University of Illinois, meint dazu: „Weitere Forschung zu Röntgenstrahlung von Supernovae ist nicht nur wertvoll für das Verständnis der Lebenszyklen von Sternen, sondern hat auch Auswirkungen auf Felder wie Astrobiologie und Paläontologie sowie Geo- und Planetenwissenschaften”.
Die Forschungsergebnisse wurden im Astrophysical Journal veröffentlicht.
Ian R. Brunton et al. 2023. X-Ray-luminous Supernovae: Threats to Terrestrial Biospheres. ApJ 947, 42; doi: 10.3847/1538-4357/acc728