An elf verschiedenen archäologischen Stätten der Hopewell-Kultur in Nordamerika wurden typische Hinweise auf ein kosmisches Katastrophenereignis gefunden. Diese Stätten erstrecken sich über drei Bundesstaaten entlang des Ohio Valley. Als Indizien für das Event fanden die Archäologen Anreicherungen der Elemente Iridium und Platin sowie Meteoriten, Mikrospherulen und Holzkohlerückstände. Die Katastrophe soll sich Datierungen zufolge zwischen 252 und 383 n. Chr. ereignet haben. Obwohl die Hopewell-Kultur diese Katastrophe prinzipiell überlebte, ist es wahrscheinlich, dass sie zu deren kulturellem Niedergang beitrug.
Professor Kenneth Tankersley von der University of Cincinnati und seine Kollegen, die Urheber der hier zitierten aktuellen Studie, meinen dazu, dass die kürzliche Entdeckung von drei Impakt-Events im Holozän ( zwei vor 3000 bzw. 6000 Jahren in Argentinien sowie eines in Jordanien vor 3700 Jahren) eine weit größere Häufigkeit solcher Naturkatastrophen nahelegt, als zuvor geglaubt.
Die Forscher erwähnen, dass in der Zeit zwischen 220 und 589 n. Chr. 69 erdnahe Kometen von chinesischen Astronomen dokumentiert wurden, darinter auch der Halleysche Komet. In dieser Periode herrschte möglcherweise für menschliche Gesellschaften und deren Ressourcen ein erhöhtes Risiko der Zerstörung durch in der Atmosphäre explodierende Himmelskörper.
Nach Aussage der Wissenschaftler gibt es Beweise für kosmische Impaktereignisse an archäologischen Stätten verschiedener Epochen in Europa, China und dem Nahen Osten.
Prof. Tankersley und seine Kollegen untersuchten systematisch 11 Stätten der Hopewell-Kultur im Ohio Valley und fanden auf ein Impaktereignis hinweisende hohe Konzentrationen an Eisen-und Steinmeteoriten. Per Datierung u.a. mit Hilfe der C14-Methode konnte der Zeitraum für die kosmische Explosion ermittelt werden.
Radiocarbonwerte von 29 Messungen ergaben den Zeitraum zwischen 252 und 383 n.Chr., welches der Periode entspricht, zu der in China die damals 69 erdnahen Kometen dokumentiert worden waren.
Im Vergleich zu anderen Zeitabschnitten wurden unüblich hohe Konzentrationen an meteoritischem Material gefunden. Die Identifizierung der Partikel als (Mikro)-Meteoriten erfolgte über die chemische Signatur der gemessenen typischen Iridium-und Platinkonzentrationen. Asteroideneinschläge und atmosphärische Kometenexplosionen hinterlassen große Mengen dieser seltenen Elemente. Eine ebenfalls nachgewiesene Schicht mit Holzkohle legt nahe, dass die Umwelt extremer Hitze und Feuer ausgesetzt war.
Es ist bekannt, dass die Vertreter der Hopewell-Kultur die Eisenmeteoriten sammelten und daraus Bleche, u.a. für Schmuck und Musikinstrumente, schmiedeten.
Neben diesen Nachweisen mehr physikalischer Art gibt es auch in den kulturellen Hinterlassenschaften der Hopewells entsprechende passende Anhaltspunkte:
Mit „Milford Earthworks“ wurde ein Hügel in Kometenform an einer Hopewell-Stätte benannt, der nahe dem Epizentrum der Explosion erbaut worden war.
Laut Prof. Tankersley, selber indigener amerikanischer Abstammung, erzählen diverse Überlieferungen der Algonkin- und Irokesenstämme, Nachfahren der Hopewells, von einer Katastrophe, die die Erde heimsuchte. Dabei gibt es verschiedene Versionen:
– Bei den Miami flog eine gehörnte Schlange über das Firmament, schleuderte Felsen auf das Land, bevor sie in einem Fluss versank.- Ein Komet, der durch die Luft fliegt, ähnelt tatsächlich einer großen Schlange.
– Die Shawnee erzählen von einem “Himmels-Panther“, der einen ganzen Wald fällen konnte.
– Bei den Ottawa ist von einem Tag die Rede, als die Sonne vom Himmel fiel. -In der Tat würde ein Komet, der auf die irdische Thermosphäre getroffen wäre, wie eine Atombombe detonieren.
– Die Wyandot sprachen von einer dunklen Wolke, die über den Himmel rollte, bevor sie von einem glühenden Pfeil zerstört wurde.
In gewisser Weise erinnern alle diese Erzählungen an die Beschreibungen des Tunguska-Events im Jahre 1908 durch die Ureinwohner Sibiriens.
Die Original-Studie wurde in dem Journal Scientific Reports veröffentlicht.
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K.B. Tankersley et al. 2022. The Hopewell airburst event, 1699-1567 years ago (252-383 CE). Sci Rep 12, 1706; doi: 10.1038/s41598-022-05758-y