Myanmar ist ein Land mit vielen Bodenschätzen, auch der Bernstein zählt dazu. Während Wissenschaftler schon längst um die Bedeutung des Bernsteins wissen, werden nur die wenigsten Touristen mit ihm in Berührung kommen, nachdem sie den Airport Yangon verlassen haben. Eher abseits des Touristenstromes liegt im Norden, an der Grenze zu China, der nach Unabhängigkeit strebende Kachin State.
Im Hukawng-Tal dieses Staates liegen die wichtigsten Bernsteinminen. Es entstand dort im Abbaugebiet eine richtige kleine Stadt, wo ganze Familien in Zelten leben. Alles für die Versorgung notwendige wird auf Motorrädern oder mit Elefanten ins Minengebiet transportiert und auf dem Markt angeboten.
Gelingt es Touristen noch mit einer Sondergenehmigung die Hauptstadt des Kachin State, Myitkyina, zu erreichen, so wird eine weitere Erkundung in der Regel verwehrt. Aufgrund einer besonderen – und wer weiß, auf welchem Wege erlangten Genehmigung – gelang es uns, dem Bernstein-Fundgebiet näher zu kommen, auf der Ledo Road bis zum 180 km nördlich liegenden Tanai.
Von hier führt eine ca. 32 km lange schlechte Wegstrecke nach Westen zu den Minen bei Minkon. Die Hälfte der Strecke kann noch mit dem Auto zurückgelegt werden – danach muß alles mit dem Motorrad oder mit Elefanten bewältigt werden. Da dieses Gebiet von der KIA (Kachin Independence Army) kontrolliert wird, wurde uns die Genehmigung für die Fahrt von Tanai zu den Minen nicht erteilt. Einen Eindruck von der mühsamen Anfahrt, der Arbeit und den Menschen im Minengebiet vermitteln uns Fotos, die ein Händler von Tanai mit unserer Kamera für uns machen konnte.
Schon 500 Jahre vor Christi, als man in Europa noch über den Bernstein rätselte, war den Chinesen die Enstehung bekannt, und dass das Harz der Bäume Insekten umschließen kann.
Seit 2000 Jahren wird im Hukawng-Tal in Myanmar Bernstein gefördert – bis 1940 ca. 1 – 2 Tonnen Bernstein pro Jahr. Um an den Bernstein zu gelangen, müssen bis zu 18 m tiefe Schächte gegraben werden, wofür nur einfache Hilfsmittel zur Verfügung stehen.
Eigenschaften:
Farben: dunkelbraun – rot – hellgelb
Mohshärte: 2,5-3,0
Dichte: 1,05-1,096 g/ccm
Bestandteile:
80% Kohlenstoff
11,5% Wasserstoff
8,4% Sauerstoff
Spuren von Schwefel
Das Alter des Bernsteins war lange unbekannt. Bis schließlich 2012 im Institut für Geologie und Geophysik in Beijing, China, der Bernstein isotopisch untersucht wurde und auf ein maximales Alter von 98,79 plus/minus 0.62 Millionen Jahren datiert werden konnte. Als noch riesige Saurier die Landschaft durchstreiften, produzierten Araukarien und malvenartige Flügelfruchtgewächse das Harz. Der Bernstein enthält relativ viele, gut erhaltene Inklusen, die uns von der Kreidezeit erzählen können.
Auf den Märkten und in Läden wird Bernsteinschmuck angeboten. Früher trugen Frauen lange Halsketten mit großen Steinen. Die früher üblichen „Ohrpflöcke“ sind nur noch in Antiquitätengeschäften zu sehen. Rohbernstein wird sehr selten angeboten
Viele Dinge dürfen aus Myanmar nicht ausgeführt werden, bzw. nur bei Vorlage einer Kaufbescheinigung. Auch der Bernstein zählt inzwischen dazu.
Shi, G., Grimaldi, D.A., Harlow, G.E., Wang, J., Wang, J., Yang, M., Lei, W., Li, Q., & Li, X. (2012): Age constraint on Burmese amber based on U–Pb dating of zircons. Cretaceous Research 37: 155-163. doi:http://dx.doi.org/10.1016/j.cretres.2012.03.014
Bilder-Galerie – Bitte klicken zum Vergrößern: