Die konservierten Mageninhalte eines erwachsenen Exemplars des vorzeitlichen Wals Basilosaurus isis der Fundstelle Wadi Al Hitan in Ägypten lassen vermuten, dass dieser Walverwandte ein Raubtier an der Spitze der Nahrungskette war. Er ernährte sich nach einer neuen Studie im Journal PLoS ONE von kleineren Walen (juvenilen Dorudon atrox) und großen Fischen (Pycnodus mokattamensis).
Spitzenprädatoren leben am oberen Ende einer ökologischen Pyramide, in deren Bereich unterhalb der Spitze sie ihre Beute finden. Sie selbst sind normalerweise immun gegen Nachstellungen anderer Beutegreifer.
Oft, aber nicht in jedem Fall, sind sie die größten Tiere ihrer Kategorie.
Der heutige Schwertwal (Orcinus orca) ist mit seinen ca. 6-8 m Länge ein Top-Prädator der modernen Ozeane.
Sein Nahrungsspektrum erstreckt sich von Wirbellosen wie Tintenfischen bis zu Wirbeltieren wie Haien, Knochenfischen, Schildkröten, Seevögeln und marinen Säugetieren.
Der archaische Wal Basilosaurus Isis lebte vor ca. 38-34 Mio. Jahren, also im späten Eozän. Er war in den Meeren zu einer Zeit weit verbreitet, in der schon einige moderne Wale existierten.
In einer neuen Studie untersuchten Dr. Manja Voss vom Museum für Naturkunde Berlin und ihre Co-Autoren das 15 Meter lange Exemplar von Basilosaurus isis aus dem Wadi Al Hitan (“Tal der Wale”) in Kairo, Ägypten.
Diese Lokalität war einst, während des Eozäns, ein Flachmeer und beeindruckt durch seinen Reichtum an Meeresfossilien.
Während der Ausgrabung des Exemplars fanden die Paläontologen auch Überreste von Haien, großen Knochenfischen und, am zahlreichsten, Knochen von Dorudon atrox, einem kleineren vorzeitlichen Wal.
Das Skelett von Basilosaurus isis war abgegrenzt von anderen Skeletten des Clusters und zeigte pointiert die Schneidezähne des Exemplars und scharfe Backenzähne ebenso wie Knochen.
Die meisten der Fischknochen und die Überreste von Dorudon atrox wiesen Bruchstellen und Bissmarken auf und lagen fragmentiert vor. Tendenziell waren sie in der Körperhöhle des Basilosaurus isis angehäuft.
“Eine Hypothese, um die Anhäufung dieser Überreste zu erklären, war, dass Dorudon atrox Fisch und den Basilosauruskadaver vertilgt hat”, meinten die Forscher.
“Aber die Dorudon –Individuen waren noch unreif und nur fähig, Muttermilch zu trinken.”
Bissmarken auf den Beutetierschädeln waren ebenfalls eher ein Anzeichen für Prädation anstatt Aasverwertung, denn auf den Kopf zielen gewöhnlich angreifende Raubtiere.
“Basilosaurus isis war ein Top-Prädator, der seine Beute lebendig verzehrte- eher, als sich von Aas zu ernähren,” so die Paläontologen.
“Die Überreste von Fisch und jugendlichen Dorudon atrox in der Anhäufung sind Überbleibsel vorangegangener Mahlzeiten von Basilosaurus isis, während die Haifischzähne eine Plünderung post mortem anzeigen.”
“Die Fundstelle Wadi Al Hitan war eine Geburtsstätte für die Beutewale Dorudon atrox, was sie für den Top-Prädator Basilosaurus isis während des späten Eozäns zum Jagdrevier machte.”
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M. Voss et al. 2019. Stomach contents of the archaeocete Basilosaurus isis: Apex predator in oceans of the late Eocene. PLoS ONE 14 (1): e0209021; doi: 10.1371/journal.pone.0209021