Im Frühsommer dieses Jahres (2023) wurde die Geowissenschaftlichen Sammlung der Universität Bremen durch eine Spende kreidezeitlicher Schwammfossilien aus Norddeutschland, von Dr. Dieter von Bargen, erheblich bereichert. Dr. Dieter von Bargen promovierte, mit einem Hintergrund in Biologie, bei Prof. Dr. Jens Lehmann in den Geowissenschaften in Bremen.
Schwämme (Stamm: Porifera) sind multizelluläre Organismen, die sich im Allgemeinen am Grund von Gewässern ansiedeln. Sie besitzen kein spezialisiertes Organgewebe und auch kein Nervensystem. Sie sind mit Poren und Kanälen bedeckt, und durch die Bewegung ihrer Geißeln strömt ständig Meerwasser durch ihren Körper, welches sie mit Nahrung und Sauerstoff versorgt sowie Abfallprodukte aus ihrem Körper entfernt. Ihr Körper wird von einer hornigen Substanz (Spongin) oder kalkigen und/oder kieseligen Schwammnadeln (Spiculae) gestützt, wodurch sie fossil erhalten werden können. Die besonders gute fossile Überlieferung verdanken die Steinschwämme (Ordnung: Lithistida) der Verwachsung der kieseligen Spiculae, sowie die Glasschwämme (Klasse: Hexactinellida) ihren festen gitterartigen Skeletten. Die Steinschwämme und die Glasschwämme machen somit einen Großteil dieser Schwammexemplare aus.
Die Fundstellen befinden sich in Oberkreide-Schichten in Höver und Misburg, östlich von Hannover. Der Mergel mit hohem Karbonatgehalt wird weiterhin von der Zementindustrie im Tagebau abgebaut, seit Jahrzehnten gibt es immer wieder neue Aufschlüsse im Steinbruch. Je nach Grube kann die stratigraphische Reichweite vom unteren Untercampanium bis ins Obercampanium sein.
Die Sammlung von über fünfhundert versteinerten Schwämmen mit einer großen Artenvielfalt wurde von Dr. Dieter von Bargen über viele Jahre hinweg im Gelände gesammelt und sorgfältig präpariert. Allein von der Gattung Coeloptychium (Sonnenschwamm) sind 15 Stücke vorhanden. Die Länge der einzelnen Exemplare variiert zwischen 1 cm und 34 cm. Bei einigen dieser Exemplare handelt es sich lediglich um abgebrochene Stängel oder anderes Gewebe. Viele ihrer Halteorgane, Stämme, oder der zentrale Kanal und oberflächlicher Kortex sind jedoch gut erhalten.
Zudem umfasst die Schenkung teilweise Fossilien von Cap Blanc Nez, Frankreich aus dem Cenomanium und von Faringdon, England aus dem oberen Aptium. Letztere gehören hauptsächlich zu einer anderen wichtigen Klasse, der Kalkschwämme (Calcarea).
Das Publikum kann sich jetzt darauf freuen, in der Ausstellung uralte Meeresbewohner in allen Formen und Gestalten zu sehen. In der Sammlung Dieter von Bargen sind ein paar bis jetzt noch nicht beschriebene Stücke auffällig. Die Aufarbeitung und Inventarisierung der Sammlung erfolgte von ShuQuan Li im Rahmen eines Masterprojektes. Teilgruppen der Sammlung werden aktuell im Rahmen einer Bachelorarbeit beschrieben.
Text: ShuQuan Li
Fotos: ShuQuan Li, Jens Lehmann, Dieter von Bargen