Eine neue großwüchsige Giraffidenart, Decennatherium rex , wurde entdeckt von Dr. Maria Rios (Spanisches Nationalmuseum für Naturgeschichte) und Co-Autoren.
Decennatherium rex lebte während des oberen Miozäns, ca. 9 Mio. Jahre vor heute, im heutigen Spanien. Das Tier gehört zu der Familie Giraffidae (Giraffiden), einer Gruppe wiederkäuender Paarhufer, die die modernen Giraffen und Okapis mit einbezieht.
„Giraffiden waren in der Vergangenheit viel artenreicher und verbreiteter, mit mehr als 30 fossil überlieferten, beschriebenen Spezies“ so Dr. Rios und ihre Kollegen. “In den vergangenen Jahrzehnten hat eine Anzahl von Studien versucht, die phylogenetische Verwandschaft der Giraffiden zu klären, aber aufgrund des Mangels an fossil überlieferten Schädeln konnte kein klarer Konsens zur Phylogenese der einzelnen Mitglieder der Familie erreicht werden. Die außergewöhnlich vollständigen Überreste von Decennatherium rex erlauben uns, die Systematik der Giraffiden neu zu bearbeiten und zu verbessern. Sie liefern eine Menge neuer Daten der großen Gruppe der Giraffiden des späten Miozäns, sowohl phylogenetischer als auch anatomischer Art.“
Die Paläontologen führten eine phylogenetische (stammesgeschichtliche) Analyse durch, um evolutionäre Muster aufzuklären. “Die Ergebnisse legen nahe, daß die Gattung Decennatherium der grundlegendste Stamm eines Zweiges heute ausgestorbener Giraffiden ist. Dieser Stamm enthält sowohl die Sivatherien, die am umfangreichsten bekannten Giraffiden, als auch die Samotherien, deren Erscheinungsbild irgendwo zwischen dem der Okapis und dem der Giraffen ist“, sagen die Paläontologen. “Alle Giraffiden dieser Gruppe haben vier hornähnliche Knochenfortsätze auf dem Schädel, sogenannte Ossikone, und zwar zwei über den Augen und zwei stärker gezahnte auf der Hinterseite des Kopfes. Decennatherium rex war wahrscheinlich das früheste Beispiel dieses Ossikon-Musters. Die Einbeziehung dieser Art in den Zweig der Sivatherien und Samotherien würde deren Zeitspanne bis zurück ins frühe Obermiozän reichen lassen und ihre Verbreitung bis auf die Iberische Halbinsel. Dies würde diesen Abstammungszweig zu einem der erfolgreichsten und langlebigsten aller Giraffiden machen.”
Die Entdeckung von Decennatherium rex wurde im Journal PLoS ONE veröffentlicht.
- M. Ríos et al. 2017. A new giraffid (Mammalia, Ruminantia, Pecora) from the late Miocene of Spain, and the evolution of the sivathere-samothere lineage. PLoS ONE 12 (11): e0185378; doi: 10.1371/journal.pone.0185378